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Morgens um 5:30 Uhr tropft der Mai-Tau noch von den Gräsern auf den Jettebrucher Wiesen. Unter den Windrädern hat sich zu diesem Zeitpunkt schon eine gemischte Gruppe getroffen, mit einem Ziel: Möglichst viele Rehkitze auf den Wiesen mit Hilfe von modernster Technik zu finden und vor dem Mähwerk zu schützen. Die Gruppe besteht dabei aus den örtlichen Jägern der Genossenschaftsjagd in Jettebruch, Landwirten und Nicht-Jägern, die freiwillig helfen wollen. Sie teilen sich in zwei Gruppen auf und dann geht es los zu den Wiesen.
Kaum angekommen, springt auch schon eine Ricke aus dem Gras und flüchtet in das nächste Waldstück. Immer schon ein Hinweis, dass hier mit Kitzen zu rechnen ist, wissen Landwirte und Jäger. Eingespielt schnappen sich zwei Leute jeweils Kescher und geruchlose Jutesäcke, um dann in die Wiese zu laufen. Hinter ihnen startet vom Autodach eine Drohne mit Wärmebildkamera und fliegt über ihre Köpfe hinweg in gut dreißig Metern Höhe. Es dauert nicht lange, schon hat die Drohne das erste Kitz im hohen Gras gefunden. Gezielt werden die Helfer über Funk zu der Stelle navigiert, bis auch sie im Bildbereich der Kamera auftauchen. Trotzdem liegen die Kitze so gut versteckt und regungslos im hohen Gras, dass man sie oft erst auf einen halben Meter entfernt sieht. Vorsichtig wird es mit dem Kescher abgedeckt und mit viel Gras in den Sack gelegt. Der wird dann sacht an den Wiesenrand in den Schatten gelegt. Das Kitz ist ruhig und weiß nicht, was nun passiert. So spielt sich das Ganze heute fünf Mal ab. Anschließend kann der Landwirt mit den Mäharbeiten beginnen. Sind diese auf der Fläche fertig, lässt der Jäger nach kurzer Zeit die Kitze der Fläche wieder frei, die dann auch wieder schnell von der Mutter mitgenommen werden.
„Früher war das immer viel Arbeit, die Wiesen mit vielen Leuten und Hunden in einer großen Kette abzusuchen. Und trotzdem waren dann immer noch Kitze dort und kamen unter das Mähwerk“ erzählt einer der Jäger. Eine Tatsache, die für die Rehkitze besonders grausam und für alle nicht akzeptabel war. Die Kitze werden von der Ricke instinktiv aus gutem Grund versteckt: Sie können längst nicht mit ihr Schritt halten und werden von Feinden aus der Luft und am Boden nicht gesehen. Und da sie so gut wie geruchlos sind, können Wolf, Hund und Fuchs sie ebenfalls nicht wittern. Nur dem Menschen ermöglichen die modernen Drohnen eine deutlich höhere Findungsquote – eine Rettung für die Kitze und zufriedenstellend für alle Beteiligten. Ganz besonders für die Landwirte.
Probleme gibt es dadurch deutlich weniger – sofern alle an einem Strang ziehen und sich gemeinsam abstimmen. Dafür nehmen auch alle gerne den fehlenden Schlaf auf sich, oft mehrere Tage hintereinander. Und so lange manche Spaziergänger nicht aus gut gemeintem Tierschutz die Kitze an ungemähten Wiesen wieder frei lassen. Denn dann passiert es wieder – das Kitze unter das Mähwerk kommen. Fasst man sie dabei auch noch unbedarft mit bloßen Händen an, nehmen sie auch noch den menschlichen Geruch an und werden von der Ricke aus Instinkt verstoßen – was für kleine Kitze einen qualvollen Hungertod bedeutet. Daher appelliert die Jägerschaft an alle Erholungssuchenden: Bitte die Kitze liegen lassen!
Diese Zusammenarbeit für den Tierschutz findet derzeit täglich im Heidekreis statt – gemeinsam und ehrenamtlich organisiert von der Jägerschaft Fallingbostel e.V. und von Jägern, Landwirten und Freiwilligen. Vielen Dank für diesen tatkräftigen Einsatz!
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Bildrechte: Andrea Mayer.